Peter
wollte gewährleisten, dass auch in Russland anatomische Präparate
hergestellt werden. In einem Dekret vom 28.1.1704 verbot er den Hebammen
bei Todesstrafe, Fehlgeburten zu vergraben oder zu verstecken, sie sollten
in die Hauptstadt Moskau gebracht werden. Dort wurden die gefertigten
Präparate in der Aptekarsi Prikaz, der Apotheker-Kanzlei, aufbewahrt.
Nach der Gründung des Militärhospitals mit anatomischen Theater
wurde ab 1707 die Anfertigung anatomischer Präparate vom Anatom Nicolaus
Bidloo vorgenommen. Der Zar sah in der Darstellung von Merkwürdigkeiten
ein Mittel zur Aufklärung des Volkes und der Fürsten. Auch der
1718 erneuerte Erlass selbst ist in dem Zusammenhang des Kampfes Peter
gegen Aberglauben und Zauberwesen zu sehen. Denn er ordnet nicht nur einfach
an, sondern führt auch eine Erklärung für Fehlbildungen
an: "Durch eine innere Verletzung, auch durch Furcht und Schimpfreden
während der Schwangerschaft, so dass die Mutter erschrickt, können
solche Zeichen bei Kindern vorkommen, wofür es viele Beispiele gibt;
auch wenn sie sich stößt oder krank wird oder anderes."
Nicht nur Strafen für Zuwiderhandlungen,
auch Belohnungen für Folgeleistungen waren vorgesehen, wobei zwischen
Menschen, Tieren und Vögeln und toten und lebendigen Monstern unterschieden
wurde. Leichen und Kadaver wurden mit 10, 5 und 3 Rubeln bezahlt, lebende
Objekte mit 100, 15 und 7 Rubeln. Die Strafen betrugen das Zehnfache dieser
Beträge.
Auch
lebende Menschen wurden in die Sammlung an der Neva aufgenommen, so der
Zwerg Foma aus Irkutsk, der 1,24 m groß war und nur 2 Finger an
jeder Hand und 2 Zehen an jedem Fuß hatte. Er wurde Heizer der Kunstkammer.
Auch der Riese Bourgeois, 2,32 m groß und damit noch größer
als Peter der Große selbst, der 2,04 m maß, diente dem Zar
für 600 Rubel jährlich. Peter paarte ihn mit einem "über
die Maassen großen finnischen Weibe", um mehr Riesen zu bekommen.
1724 starb Bourgeois, sein Skelett, seine Haut und sein Herz wurden in
der Kunstkammer aufbewahrt. Bei dem Brand in der Kunstkammer ging allerdings
der Schädel verloren, heute kann noch das Skelett mit einem falschen
Kopf und sein riesiges Herz betrachtet werden.
|